Schwarzwaldtour 2001
Am 16. Juli ging es los. Packtaschen und Tankrucksack mit dem Nötigsten bepackt
und auf den beiden Zephyrs verteilt, die Rucksäcke umgeschnallt und los ging
es.
Die Wetterprognose sah nicht schlecht aus, was im Klartext bedeutet, dass
wir bei Hürth-Knappsack schon ziemlich durchgeweicht unter einer Autobahnbrücke
Zuflucht suchen mussten, um die Regenkombis anzuziehen. Was dann folgte waren
ziemlich stupide 450 Autobahnkilometer, der Regen war zum Glück bald zu Ende,
mit stündlichen Tankstops.
Am Nachmittag war es dann geschafft: Die Region, die
sich selber Bikers-Heaven nennt, empfing uns mit Sonnenschein und
bikerfreundlichen Temperaturen. Todtnau, zentral im Hochschwarzwald gelegen,
sollte der Ausgangspunkt für die Touren der nächsten Tage werden. Die
freundliche Crew vom Gasthof Sonne (www.sonne-todtnau.de) erwartete uns und
unsere Motorräder schon, wir bekamen unser Zimmer und die Zephyrs ihren
überdachten und abgeschlossenen Unterstellplatz. Unser Zimmer (ca. € 25,00 pro
Nase und Nacht, incl. Frühstück) konnten wir für uns behalten, zu den Zephyr
gesellten sich später noch mehr als ein halbes Dutzend Mopeds aus Belgien und
Holland.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen fingen wir mit der Tourenplanung an. Sehr
hilfreich waren die Vorschläge, die uns die Tourist-Information aus Todtnau (www.motorrad-schwarzwald.de) schon vorher per Post zugeschickt hatte. Das
Kartenwerk auf den Tank geschnallt und auf ging es. Schaffhausen in der Schweiz
mit seinem weltberühmten Rheinfall sollte das Ziel sein. Schnell zeigte sich,
dass der Kartenmaler nicht alle Feinheiten der Topografie übernommen hatte, und
so kamen wir immer wieder mal von der geplanten Route ab. Aber dadurch wurden
die Touren eigentlich erst richtig interessant, wir fuhren über Strecken, auf
denen klar wurde, wo der Schwarzwald seinen Namen her hat. Enge Kurven, immer
für Überraschungen in Sachen Straßenbelag gut, flott zu fahrende
Kurvenkombinationen, Berg rauf, Berg runter, im Wald, in Flußtälern, auf
Hochplateaus, zwischen Wiesen und Weinfeldern, durch Tunnels, zwischendurch
erholsame Geraden, wenige Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote
(wobei wir sowieso nicht gerast sind und kaum etwas zum Überholen da war), es
kam einfach nie Langeweile auf.
Am Abend stand dann auch die Erkundung von Todtnau auf dem Programm, und da
fand sich auch eine Kneipe, die ziemlich nach „Mopped“ aussah, aber einmal in
der Woche wollte der Wirt auch seine Ruhe haben, und das war genau heute.
Der nächste Morgen empfing uns wieder mit tollem Wetter und nach einem üppigen
Frühstück ging es schnell wieder los. Heute stand die Gegend westlich und
nördlich von Todtnau auf dem Programm. Die Touristenhochburgen Titisee und
Schluchsee durften natürlich nicht fehlen, aber auch die Fahrt auf den 1242 m
hohen Kandel mit einer Schwarzwälder Schinken-Brotzeit auf dem Gipfel waren
abwechslungsreiche Etappen auf der Tour.
Abends (wie dann auch an den folgenden) ging es dann in
Andy’s
Pfeffermühle.
Andy (sprich ändi), ein waschechter Brite, ringsherum mit Tattoos verziert, der
jedem Gast erst einmal den vielleicht noch zwei Liter fassenden Tank seiner
Double-R und das Röntgenbild seines Oberschenkels incl. Nagel zeigte, immer mit
dem Spruch: Im Juni 2000 war mein zweiter Geburtstag und: Hey Leute, fahrt
vosischtisch !! Aber Andy ist auch der erste (und vielleicht einzigste)
Engländer, den wir kennen gelernt haben, der kochen kann. Wer bei ihm
herausging und behauptete, es hat nicht geschmeckt oder er ist nicht satt
geworden, der ist nicht von dieser Welt. Hier lernten wir auch bei
Benzingesprächen Christian mit Yamaha XJ 600, Michael mit Honda Seven-Fifty und
Thilo mit Moto Guzzi V 65 kennen. Die drei aus Bochum hatten fast zeitgleich
mit uns die Reise in den Schwarzwald angetreten und wollten wie wir eine Woche
bleiben.
Am Freitag sollte es dann auch auf eine gemeinsame Tour gehen, aber dieser
Freitag sollte u.a. wetterbedingt ausschließlich der Erholung im Luftkurort
Todtnau dienen.
Samstag ging es dann aber wirklich wieder los, erst einmal runter von den
belebten Wochenend-Touristenstrecken und immer Christian hinterher. Mein Dank
an Christian, es war erholsam, nicht selber immer die Karte auf dem Tank im
Auge behalten zu müssen.
Sonntag stand nach dem Frühstücks-Brunch bei Andy, dessen Größe und Angebot
seinesgleichen sucht und wohl nicht finden wird, zum Abschluss noch einmal eine
gemeinsame Ausfaht zum Motorradtreff in Singen-Engen an, einem Ausflugslokal in
867 m Höhe mit Fernblick und Nahblick auf jede Menge Motorräder auf dem
Parkplatz. Abends gab es dann die große Abschiedsparty, natürlich wieder bei
Andy, deren wegend die Abfahrt Richtung Heimat am nächsten Morgen erst etwas
später los ging.
Wieder stand die endlose Autobahn auf dem Spielplan, aber da mittlerweile die
Temperaturen hochsommerlich geworden waren, haben wir wegen vermeindlich
besserer Kühlung etwas mehr Galopp als bei der Hinreise gewählt und damit die
Fahrzeit etwas verkürzt. Die fast in Vergessenheit geratenen Regenkombis
durften dann kurz hinter Koblenz doch noch einmal zum Einsatz kommen, weil ein Sommergewitter
unbedingt unseren Weg kreuzen musste.
Die Zephyrs hatten wie nicht anders zu erwarten war ihren Dienst hervorragend
geleistet, nur Jost brauchte anschließend einen Satz neue Reifen, die
Autobahnfahrt hatte dem ME 33 / 55 -Pärchen in der mittleren Rille doch zu arg
zugesetzt.
Alles in allem waren es schöne 2330 km, die wir in dieser Form jedem weiter
empfehlen können.
1. Tour
Todtnau - Geschwend - Bernau - St. Blasien - Albtal -
Albbruck - Waldshut - Tiengen - Lauchringen - Schaffhausen - Rheinfall -
Stühlingen - Blumberg - Aselfingen - Ewattingen - Bonndorf - Schluchsee -
Altglashütten - Feldberg - Todtnau
2. Tour
Todtnau - Münstertal - Staufen - Bad Krozingen - Breisach -
Ihringen - Bötzingen - Bahlingen - Riegel - Malterdingen - Freiamt -
Scheighausen - Kirchhöfe - Elzach - Winden - Kollnau - Kandel - St. Märgen -
Titisee - Schluchsee - St. Blasien - Todtmoos - Präg - Geschwend - Todtnau
3. Tour
Todtnau - Feldberg - Bonndorf - Stühlingen - Schaffhausen -
Wagenhausen - Steckborn - Konstanz - Bodenseefähre - Meersburg - Überlingen -
Ludwigshafen - Singen - Tengen - Blumberg - Bonndorf - Schluchsee - St. Blasien
- Todtmoos - Todtnau
4. Tour
Super Tour - aber immer hinter Christian hergefahren
5. Tour
Todtnau - Feldberg - Bonndorf - Blumberg - Engen -
Hegaublick (Motorradtreff) - Immendingen - Donaueschingen - Bräunlingen -
Eisenbach - Neustadt - Lenzkirch - Schluchsee - Feldberg - Todtnau
Update 2006
Fünf Jahre nach unserem ersten
Schwarzwalderlebnis hat es uns wieder Richtung Breisgau gezogen. Nach einem
verregneten Sommer sind wir am ersten Tag im September, der wieder Sonnenschein
brachte, gestartet. Glück gehabt, denn der Termin stand aber schon seit Anfang
des Jahres fest. Bis Koblenz gings es über Bundesstraßen am Rhein entlang. Dann
weiter auf der Autobahn, mit einer Unterbrechung am Hockenheimring, bis
Offenburg. Die letzte Etappe führte uns dann wieder über Landstraßen bis nach
Todtnau. Dank Navigerät im Tankrucksack und einer immer freundlichen Stimme in
den Ohrhörern gab's auch keine Rätsel über den Verlauf der Strecke.
Ebenso war unser neues Domizil schon
lange vorher festgemacht: die Ferienwohnung in der uns schon wohlbekannten
Pfeffermühle von Andy, Die Kneipe ist nach wie vor ein super Laden, der Chef
immer gutgelaunt, die Essensportionen
sind noch größer geworden und der anschließende, eisgekühlte Jägermeister war
obligatorisch. Und wenn's die Zeit erlaubt fährt er mal kurz mit seiner Buell,
und uns, auf den Schauinsland rauf.
Anders als beim ersten Mal hatten wir uns vorgenommen, nicht jeden Tag etwas
Neues zu erFahren. Strecken, die Spaß machten, wurden einfach öfters gefahren,
die "großen" Schwarzwaldmetropolen blieben von uns verschont. Immer
wieder anzutreffen waren wir u.a. im Münstertal, auf dem Belchen, Hochkopf,
Schauinsland oder im Wehratal.
Den Abschluss der Reise bildete dann
die Rückfahrt, erstmal weitgehend über die Schwarzwaldhochstraße bis kurz vor
Karlsruhe, und dann weiter über eine endlose, und noch viel langweiliger
gewordene Autobahn.
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